1) Gib deinem Hund Sicherheit!
Gerade in der Anfangsphase des Blindseins, muss sich der tierische Organismus den neuen Bedingungen anpassen. Dein Hund hat gerade jetzt Schwierigkeiten, mit dem verlorenen Augenlicht klarzukommen, seine anderen Sinne zu schärfen aber trotzdem seinen Standpunkt zu behaupten, ohne dabei völlig unterzugehen. Es wird Momente geben, in denen Dein Hund zögert, unsicher ist, er einfach etwas mehr Zeit braucht als sonst. Gib ihm diese Zeit! Und vor allem viel Sicherheit. Eine Leine zur Orientierung kann hier Wunder bewirken! Auch bei Hunden, die normalerweise lieber ihre eigenen Wege gehen.
2) Binde neue Kommandos in den Alltag mit ein.
Um deinem Hund den Alltag zu erleichtern und vor allem in neuen Situationen zu unterstützen, bringe ihm Kommandos bei, welche ihm sein kleines Hundeleben leichter machen. Mein Jonathan zum Beispiel kennt zusätzlich zum Standartrepertoire wie "Sitz", "Platz", "Fuß", "Hier", "Bleib", "Warte", "Hopp" uvw. noch folgende Kommandos:
"STOP" wenn ein unüberwindbares Hindernis kommt. Ein Baum zum Beispiel, eine geschlossene Tür oder eine Wand.
"Langsam" wenn die Bodenbeschaffenheiten sich ändern, wir durchs Unterholz stromern oder es draußen glatt ist.
"Links" und "Rechts" wenn er kurz davor ist, vom Weg abzukommen
"Stufe" zum Beispiel beim Aufgang von der Straße auf den Fußweg oder wenn ein Stein im Weg liegt, über den er steigen kann
"Treppe Rauf" und "Treppe Runter"
"Vorsicht, ein anderer Hund" wenn wir einem fremden Hund begegnen, auch wenn dieser angeleint ist
3) Überlege dir genau, ob du möchtest, dass dein Hund weiterhin Kontakt zu fremden Hunden aufnimmt.
Diese Entscheidung muss jeder Hundehalter selbst treffen und sicherlich gehen hier die Meinungen stark auseinander. Vor allem aber hängt diese Entscheidung vom Wesen des Hundes und der Vorgeschichte ab. Ich habe für Jonathan entschieden, ihn seit seiner Blindheit keinen neuen Hunden mehr vorzustellen und bin mir sicher, ihm so eine Menge Stress zu erparen. Aber egal, wie du dich auch entscheidest, musst du dir genau darüber im Klaren sein, wie du dich in einer Situation verhälst, in der ein freilaufender, fremder Hund auf deinen blinden Hund zugelaufen kommt. Aber auf jeden Fall: bleibe konstant! Gerade ein blinder Hund baut auf deine Kontinuität und Souveränität in solchen Situationen. Lasse ihn/sie nicht allein und mache klar, dass du die Situation anführst und alles im Griff hast.
4) "Dein Hund ist blind, nicht blöd!"
Diesen Satz bekam ich (vielen Dank dafür) von einer lieben Freundin zu hören. Und sie hatte Recht! Unterschätze niemals deinen blinden Hund! Denn ja, er hat ein Handicap aber mit dem kommt er wahrscheinlich besser klar als du! Es gibt für Hunde nichts schlimmeres, als geschont zu werden. Dein Hund hat vor seiner Blindheit immer das Apportieren geliebt? Er kann Tricks oder war immer der Beste und Schnellste, wenn es um Intelligenzspiele ging? Fördere ihn weiter! Denn diese mentale Stärke muss dein Hund aufbauen, um auch körperlich fit zu bleiben. Ich behandle Jonathan mitlerweile fast genauso, wie ich es damals getan habe. Klar, mit ein paar Einschränkungen, aber er dankt es mir jeden Tag, in dem er nicht deprimiert in sein Körbchen klettert, sondern mit stolz geschwellter Brust und total kaputt, denn so ein Leben voller Spiel und Spaß kann ganz schön anstrengend sein.
5) Lerne, deinen Hund zu lesen und handle ensprechend
Zwar soll ein blinder Hund nicht geschont werden und auf keinerlei Spaß verzichten müssen, trotzdem hat er natürlich spezielle Bedürfnisse. Versuche ohne viel Interpretation oder falsch verstandene menschliche Bezüge, die Körpersprache deines Hundes zu lesen und entsprechend darauf einzugehen. Das letzte Familienfest hat Deinen Vierbeiner gestresst, sein Fell schuppt und er macht den Eindruck, als würde ihm eine Pause gut tun? Dann lass ihn das nächste Mal zu Hause oder suche dir eine liebevolle Betreuung! Du hast im Spiel mit seine Hundekumpels Angst, er könnte sich verletzen? Guck ihn dir genau an: gibt es wirklich Grund zu der Annahme? Oder hat er nicht doch einen Mordsspaß? Lass ihn weiter toben. Unter kontrollierten Bedingungen nimmt er sicher lieber einen kleinen Sturz hin, rappelt sich wieder auf um dann zum Gegenangriff zu starten, als angeleint den anderen nur "zuzuschauen".
Dies sind sicherlich nur einige Tipps, die es zu teilen gibt. Aber es sind die, die mir am Herzen liegen, weil ich sie mit Jonathan selbst erfahren bzw. durchlebt habe. Hast du vielleicht auch solche Erfahrungen? Teile sie gern hier! Ich freue mich auf einen regen Austausch.
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